Saterfriesisches Wörterbuch
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Sträite, -n, ju

1. Straße: 1.1 stump an de Sträite: direkt an der Straße. 1.2 hoold dien Mäite un fíer dien Sträite: halte dein Maß und fahre deine Straße. (Entspricht dem nd. hol dien Moat un foar dien Stroat. )

stump (b)

1. stumpf; nicht scharf: 1.1 dät Soaks is so stump, du koast deer mäd dän blote Íers ap sitte gunge : das Messer ist so stumpf, du kannst dich mit dem nackten Hintern darauf setzen. 1.2 dät Soaks is so stump as n Plougíerzen : das Messer ist so stumpf wie ein Pflugeisen. (Eisfläche) nicht glatt. 3. unmittelbar, direkt: hie siet stump an mie : er saß direkt neben mir. dät Húus stoant stump an de Sträite : das Haus steht direkt an der Straße. 4. sofort, gleich: iek bän stump in de Ferlainigaid kemen: ich bin sofort in Verlegenheit geraten. 5. völlig: stump sääd: völlig satt, gesättigt.

touräägstounde

1. zurückstehen, weiter hinten stehen: dät Skäin stoant 300 Meter fon ju Sträite tourääg . die Scheune steht 300 Meter von der Straße zurück. 2. zurückstehen, verzichten: ju wol aaltied ju Eerste weze, dan ju wol silläärge nit touräägstounde : sie will immer die Erste sein, denn sie will niemals zurückstehen.

skere (b) iek skere, du skeerst, hie/ ju skeert, wie skere; skeerde/skoor, skeerde/skoren; skeerd/skädden; skeer! skeret!

1. (Raum) trennen, abtrennen: wie konnen dän Bäistestaal fon dät Woonhúus nit skere: wir können den Kuhstall von dem Wohnhaus nicht (ab) trennen. 2. ein Tau von einem Punkte bis zum anderen spannen: bie n Wärskup skeerden jo n Roop uur ju Sträite: bei einer Hochzeit spannten sie ein Seil über die Straße. 3. eilen, hasten ( is ): hie skeerde fóar t Húus loangs: er eilte vor dem Haus entlang. 4. (+ sik) schnell verschwinden; sich aus dem Staube machen: hie skeerde sik tou t Húus uut : er verschwand aus dem Haus.

strieke iek strieke, du strikst, hie/ju strikt, wie strieke; streek, streken; is/häd stríeken; strik/strieke! strieket!

1. streichen: ju streek dän litje Wäänt truch do Híere : sie strich dem kleinen Jungen durch die Haare. 2. anstreichen: hie lät sien Húus fon buten strieke : er lässt sein Haus von außen anstreichen. 3. bügeln, glätten: ju Wäske strieke : die Wäsche bügeln. 4. streunen, wandern; ziellos umherziehen (is): do Broodbukke häbe niks tou dwoon un strieke truch dät Täärp : die Halbstarken haben nichts zu tun und streunen durch das Dorf. 5. (Segel) einziehen: do Saile strieke : die Segel streichen. 6. schärfen, wetzen: ju Saise strieke : die Sense schärfen. 7. fließen (is): dät Woater strikt uur de Sträite : das Wasser fließt über die Straße. 8. streifen: hie streek dän Houngst dän Haalter uur dän Kop : er streifte dem Pferd das Halfter über den Kopf. 9. Frauen nachstellen, besonders in ehebrecherischer Absicht (is): hie strikt ätter uur Wieuwljude : er stellt anderen Frauen nach. 10. (Hahn) hinter den Hühnern hersitzen, um sie zu treten (is): uus Hone is kroank un wol nit moor ätter do Hannen strieke : unser Hahn ist krank und will die Hühner nicht mehr treten. 11. werben um: die Käärdel strikt bäte dät Wucht ien : der Bursche wirbt um das Mädchen. 12. in Richtung auf etwas gehen, laufen (is): hie koom ap uus Húus tou strieken : er kam auf unser Haus zugelaufen. 13. mit einer streichenden Bewegung irgendwohin befördern: hie streek sik do Híere uut t Gezicht : er strich sich die Haare aus dem Gesicht. 14. langsam laufen, schlendern (is): do Eedgreeuwere streken an uus fóarbie : die Torfgräber schlenderten an uns vorbei. 15. etwas davontragen: uus Babe is bie dät Fúgelskjoten mäd dän eerste(n) Pries strieke geen : unser Vater hat beim Schützenfest den ersten Preis davongetragen. 16. sausen, fliegen (is): do Kugele streken uur uus häär : die Kugeln sausten über uns hinweg. 17. ausstreichen, tilgen: do häbe min Nome uut ju Lieste stríeken : die haben meinen Namen aus der Liste getilgt, ausgestrichen.

stjúurje

1. schicken: iek häbe hier n Bouk stjúurd : ich habe ihr ein Buch geschickt. 2. bändigen, beswichtigen: stjúre die! : bändige dich! 3. geraten (is): wo bääst du hierhäär stjúurd? : wie bist du hierher geraten? 4. (Kind) leiten: dät Bäiden koast du mäkkelk stjúurje : das Kind kann man leicht leiten. 5. lenken, steuern: 5.1 wo gratter dät Auto, wo lichter koast du et ap de Sträite stjúurje : je größer das Auto, umso leichter kann man es auf der Straße lenken. 5.2 wie kuden uum dän Íesgoang dät Rúur nit stjúurje : wir konnten wegen des Eisgangs das Schiffsruder nicht lenken. 6. strafen, disziplinieren: n gouden Koaster kon do Bäidene mäd do Ogene stjúurje : ein guter Lehrer kann die Kinder mit den Augen disziplinieren.

stipje

1. langsam und vorsichtig gehen (is): die oolde Mon stippede uur de Sträite : der alte Mann ging langsam und vorsichtig über die Straße. 2. tippen, stippen: ju stippede mie fon bäten ap de Skullere : sie tippte mich von hinten auf die Schulter. 3. beschwichtigen. 4. tunken: hie stippede dän Finger in t Woater : er tunkte den Finger ins Wasser.

snúurliek

schnurgerade: ju näie Sträite is snúurliek : die neue Straße ist schnurgerade.

slingerje

1. schleudern: hie slingerde de dode Rotte uur de Häge : er schleuderte die tote Ratte über die Hecke. 1.2 as ju Oakse briek, slingerde die Woain wai un wier ap de Sträite: als die Achse brach, schleuderte der Wagen hin und her auf der Straße. 2. stolpern, straucheln ( is ). 3. (+ sik ) sich schlängeln, sich winden. 4. schlenkern, schwanken. 5. handeln: mäd do Prieze slingerje: handeln, feilschen. 6. umherirren (is): hie slingert bie t Paad : er irrt umher. 7. mit unfestem Gang laufen, torkeln, wanken (is): hie slingerde mäd n bisepenen Kop deerwai : er torkelte mit einem besoffenen Kopf dahin.

oubeegje

abbiegen: hier mouten wie in ju smälle Sträite oubeegje : hier müssen wir in die schmale Straße abbiegen.

Skändoal , -e, die

1. Lärm: snoagens mai iek naan Skändoal ap de Sträite here : nachts mag ich keinen Lärm auf der Straße hören. 2. Streit, Zankerei: jo häbe Skändoal mädeenuur kríegen : sie haben Streit miteinander bekommen. 3. Skandal.

rummelje

1. rummeln, dröhnend rattern; ein dumpfes, rollendes Geräusch erzeugen: ju Brääg rummelt, wan n Träin deeruur fíert : die Brücke erzeugt ein dumpfes, rollendes Geräusch, wenn ein Zug darüber fährt. 2. sich mit ratterndem, dumpfem Gedröhn fortbewegen (is): die Woain rummelde uur ju Sträite : der Wagen rummelte über die Straße. 3. rumoren: 3.1 et rummelt mie in dän Buuk : es rumort mir im Bauch. 3.2 wie heerden, wo hie ap Been rummelde : wir hörten, wie er auf dem Dachboden rumorte. [engl. rumble]

ouwieke

abweichen: wie mouten tousjo, dät wie fon ju Sträite nit ouwieke, wan et tjuusterg wädt: wir müssen zusehen, dass wir nicht von der Straße abweichen, wenn es dunkel wird.

oukiekje

1. durch genaues Hinsehen von jemandem etwas lernen oder übernehmen; abgucken: 1.1 dät häd hie fon uus Noaber oukieked : das hat er von unserem Nachbarn gelernt. 1.2 iek häbe mie an/ap ju Seke oukieked : ich habe keinen Spaß mehr daran, mir die Sache anzusehen. 2. absehen, einsehen, überschauen: hie kiekede ju Sträite ou : er sah die Straße ab. abwarten: beter Weder oukiekje : besseres Wetter abwarten.

oujíerje

wie Jauche spritzen: ju Gubbe jíerde uur ju Sträite ou : die schleimige Masse spritzte wie Jauche über die Straße.

ougunge

1. abgehen, weggehen; sich zu Fuß entfernen: lät him mäd dän Loon ougunge : lass ihn mit dem Lohn weggehen. 2. fehlen, vermisst werden: 2.1 min Súun gungt mie node ou : ich vermisse meinen Sohn sehr. 2.2 die Hingst geen him stúur ou : er trennte sich ungerne von dem Hengst. 2.3 dät Jeeld is mie stúur ougeen : ich habe das Geld ungerne ausgegeben. 3. in Rente gehen: hie gungt in Säptämber ou : er geht im September in Rente. 4. abzweigen: hier gungt ju Sträite ou : hier zweigt die Straße ab. 5. als Kunde(n) fortbleiben: him sunt n Masse Ljudene ougeen : er hat viele Kunden verloren. 6. entgehen: deer is mie niks fon ju Pretenje ougeen : von der Predigt ist mir nichts entgangen. 7. (Schiff, Zug) abfahren: dät Skip is al ädder ougeen : das Schiff ist schon früh abgefahren. 8. (Kleider) sich abnutzen: do Klodere gunge moal ou : die Kleider nutzen sich irgendwann mal ab. 9. auf etwas verzichten; etwas aufgeben: 9.1 wie sunt fon do Swiene ougeen un häbe uus ap do Bäiste laid : wir haben die Schweinezucht aufgegeben und haben uns auf die Rinderzucht verlegt. 9.2 wie mouten fon sien Hälpe ougunge : wir müssen auf seine Hilfe verzichten. 10. sterben; aus dem Leben scheiden: hie is uus ädder ougeen : er ist uns früh verstorben. 11. (Tier) verenden: two Faargere sunt uus jäärsene ougeen : zwei Ferkel sind uns gestern verendet. 12. (Mond) abnehmen: et is nu oungungende Moune : es ist jetzt abnehmender Mond.

oudruugje

1. trocken werden (is): ju Sträite is wier oudruged : die Straße ist wieder trocken geworden. 2. abtrocknen: Kumme un Tällere oudruugje : Schüsseln und Teller abtrocknen.

ouboakje

abstecken; durch Baken bezeichnen: n näie Sträite ouboakje : eine neue Straße abbaken.

Odder (a) , -e, ju

1. Nachricht: 1.1 wie häbe deer Odder fon kríegen : wir haben davon Nachricht bekommen. 1.2 Odder seende : benachrichtigen. 2. Auftrag: wie häbe him ju Odder roat : wir haben ihm den Auftrag gegeben. 3. Anweisung, Befehl: do Fransen kregen fluks ju Odder, n Sträite fon Ait ätter Seelterlound wai tou bauen : die Franzosen erhielten sofort den Befehl, eine Straße von Friesoythe ins Saterland zu bauen.

umeluke

1. umziehen; das Quartier oder den Wohnsitz wechseln (is): wie sunt umeleken, wiel et tou fúul Hallaam ap de Sträite roate : wir sind umgezogen, weil es zu viel Lärm auf der Straße gab. 2. (+ sik) sich umkleiden, sich umziehen.

Woale, -n, ju

1. Striemen auf der Haut: die Houngst hied läipe Woalen fon ju Swíepe ap dän Rääg: das Pferd hatte böse Striemen von der Peitsche auf dem Rücken. 2. walzenförmiges Gebilde; länglicher Haufen: die Snee lieg in Woalen ap de Sträite: der Schnee lag in länglichen Haufen auf der Straße. 3. Schwaden, Beet; üppige Reihe Blattgemüse: n Woale Kool: ein Kohlbeet. 4. ringförmige Schwellung aus Fett oder Flüssigkeit unter der Haut.

weende iek weende, du woandst, hie/ju woandt, wie weende; woandde, woandden; woand; weende! weendet!

1. wenden: Ho weende : Heu dadurch trocknen, dass man es wendet und/oder auseinander wirft. 2. drehen; die Fahrtrichtung ändern: hie kuud ap ju smälle Sträite nit weende : er konnte auf der schmalen Straße nicht drehen.

waislo

1. hinschlagen; auf eine bestimmte Stelle schlagen. 2. hinfallen, hinstürzen (is): iek bän ap dät Íes waisloain, un mien Kniebelponne is biseerd : ich bin auf dem Eis gestürzt, und meine Kniescheibe ist verletzt. 3. in Ohnmacht fallen und dabei zusammenbrechen (is): hie sluug ap de Sträite loang wai : er wurde auf der Straße ohnmächtig und brach zusammen.

waihampelje

hinauszögern: ju Oarbaid an de näie Sträite häbe do loange waihampeld : die Arbeit an der neuen Straße haben sie lange hinausgezögert.

uutníeme

1. (Fisch,Rind,Schwein) ausweiden; die Innereien entfernen: hie noom dät Swien uut : er weidete das Schwein aus. 2. hinter dem Mäher das Korn fortnehmen und zu Garben binden: 2.1 dän Roage uutníeme : den Roggen zu Garben binden. 2.2 Roage, Heeuwer uutníeme : die abgeschnittenen Roggenoder Haferhalme zu einer Garbe mithilfe von zwei Haken zusammenrollen. 3. ausnehmen, betrügen; ausnutzen, übervorteilen. 4. ausrauben, ausräumen: do Stelere häbe dän Winkel an t Eende fon uus Sträite uutnúmen : die Diebe haben den Laden am Ende unserer Straße ausgeräumt. 5. (+ sik) anmaßen: ju nimt sik deer tou fúul uut : sie erlaubt sich zu viel; sie ist anmaßend.